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Falle ich Ihnen auf?
Denken Sie manchmal an mich, ohne mich zu sehen?
Oder bemerken Sie mich nach drei Wochen gar nicht mehr, wenn Sie morgens/abends an mir vorbeikommen?
Wie schnell schaffe ich es in Ihr Bewusstsein? Wie schnell bin ich wieder draußen?

Welche Menschen, welche Konflikten, welche Krisen schaffen es nicht in unser Bewusstsein, weil sie – nicht notwendigerweise räumlich – schlicht und einfach zu weit von unserem Leben entfernt sind? Wieso muss die aktuelle Flüchtlingskrise erst bis an unsere Haustüre reichen um uns zum Handeln zu bewegen? Wieso verebbt die Hilfsbereitschaft so schnell wieder?

Um die Auseinandersetzung mit diesen Fragen anzustoßen, spielt das Projekt WIRKlichkeit mit dem subtilen Bruch des Gewohnten. Dieser scheint einer der wesentlichen Schlüssel dafür zu sein, ob wir etwas wahrnehmen und in unser Leben einfließen lassen oder nicht. Das Projekt etabliert Figuren, die Vorbeikommende anschließend mit verschiedensten subjektiven Identitäten versehen. Diese Figuren und Identitäten lassen wir dann im Laufe der drei Wochen zum Alltag werden.

Je eine Person wird drei Wochen jeden Tag morgens und abends für eine Stunde an einem Ort präsent sein. Dieser Ort ist dadurch charakterisiert, dass er von verschiedenen Menschen regelmäßig frequentiert wird – z.B. auf ihrem Arbeitsweg. Die Person wird nicht direkt mit anderen interagieren. Nicht sprechen, nicht gestikulieren, nicht auffällig angezogen sein.

Wird die Person durch die einfache Präsenz im Laufe der zwei Wochen zu einem Teil der Wirklichkeit anderer und damit zu einem Teil ihres Lebens? Wie schnell wandelt sich die Aufmerksamkeit, die durch den subtilen Bruch mit dem Gewöhnlichen entsteht, in Gewohnheit um und führt damit wieder zu einem Verschwinden aus dem Bewusstsein?

Durch Auffallen sichtbar werden. Durch zum-Alltag-werden wieder verschwinden.

Das Gesellschaftslabor macht mit diesem Projekt erlebbar, welchen Einfluss Sichtbarkeit darauf hat,

wie wir unsere Wirklichkeit konstruieren,
wie unsere Wirklichkeit uns konstruiert,
welche Menschen, welche Themen wir (un-)bewusst aus/einblenden,
welchen Einfluss (Un-)Sichtbarkeit auf unser Welt-, Fremd- und Selbstverständnis hat.

(Persönliche Eindrücke/Erfahrungen finden Sie unter dem Menüpunkt „Essenz“

WIRKlichkeit from Gesellschaftslabor on Vimeo.